Fünf Pfeiler für die Partnerschaft mit Rockville

Von Bastian Fröhlig – Erschienen im Pinneberger Tageblatt am 30.07 2021

Die Künstlerin selbst fehlte beim Pressetermin. „Gabriele Schmidt-Heins lebt zurückgezogen und möchte nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen“, erläutert Bernd Hinrichs, Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg (DAGRP). Dabei geht es um sie, wenn die Rockville Sister City Corporation, also quasi das amerikanische Pendant der Pinneberger DAGRP, vom 1. bis 5. Oktober 30 Jahre ihre On-Site-Skulptur feiert.
„Es ist eine nachträgliche Würdigung der Skulptur. Es ist eine so lange Geschichte, dass ich darüber ein Buch schreiben könnte“, sagt Hinrichs lachend. „Wir sind nach der Einladung durch unsere amerikanischen Freunde noch einmal ganz tief in die Vergangenheit eingestiegen.“„Die Idee aus Rockville war, eine Pinneberger Künstlerin oder einen Pinneberger Künstler zu finden, um den Skulpturenpark im Welsh Park um die Pinneberg-Komponente zu erweitern“, erinnert sich Hartmut Nolte, damals Vorsitzender der DAGRP und heute Ehrenmitglied. John Moser, Leiter der Kulturkommission in Rockville, hatte den Vorschlag 1990 unterbreitet und auch direkt das Budget zur Verfügung gestellt: 30 000 Dollar. Inflationsbereinigt wären das heute etwa 50 000 Euro.

„Für so viel Geld muss man es ordentlich und gründlich vorbereiten“, sagt Nolte. Die DAGRP berief eine eigene Kunstkommission, der der ehemalige Pinneberger Bürgermeister Jan Nevermann, Stadtrat Siegfried Carolus, und der Büroleitende Beamte Gerhard Lanz als Vertreter der Stadt Pinneberg, die Künstler Karl Fettweiß und Hartmut Mohr, der Leiter der Kulturabteilung im Kieler Kultusministerium, Ministerialrat Günter Neumann sowie Nolte und Joachim Toussaint von der DAGRP angehörten.
14 Künstler bewarben sich auf die Ausschreibung. Die Kunstkommission zog die Entwürfe von Angelika Bartel-Muhlack aus Lübeck, Thomas Karg aus Kiel und Schmidt-Heins in die engere Wahl. Schmidt-Heins überzeugte die Jury in Pinneberg. „Sie war unsere absolute Favoritin, da sie wirklich aus Pinneberg kommt“, sagt Nolte. Die amerikanische Seite stimmte Ende 1990 wie die deutsche Jury – Schmidt-Heins hatte damit den Auftrag.

„Dann begann die Arbeit richtig“, erinnert sich Nolte. Die On-Site-Skulptur besteht aus fünf großen Betonpfeilern, die in einem Kreis mit einem Durchmesser von sieben Metern angeordnet sind. „Sie wurden daher auch als moderne Thingstätte bezeichnet, was auch in dem Straßennahmen Dingstätte in Pinneberg zum Ausdruck kommt“, erläutert Nolte. Der Kreis symbolisiert die Unendlichkeit, die fünf oder vier plus eins Pfeiler (amerikanisch: Pillars) symbolisieren laut Künstlerin die vier Jahreszeiten mit der Farbe Braun für Erde und der Farbe Blau an der Spitze für Geist. Der fünfte Pfeiler hat eine schwarze Spitze als Zeichen für Vergänglichkeit und Tod.

Die Betonpfeiler wurden in Amerika gegossen. „Die zu transportieren, wäre viel zu teuer gewesen“, erinnert sich Nolte. Die Beschläge wurden in Deutschland gefertigt. Schmidt-Heins war zwischenzeitlich nach Rockville gereist, um sich den Standort der Skulptur anzusehen und wie diese wirkt. 1991 wurde die On-Site-Skulptur aufwändig aufgestellt und am 26. Oktober offiziell enthüllt. Die Kosten waren um 5000 Dollar höher als geplant, aber auch das schulterte Rockville. „Sie ist ein eindrucksvolles Kunstwerk und symbolisiert die Freundschaft zwischen unseren beiden Städten diesseits und jenseits des Atlantiks“, betont Nolte.

„Ich bin begeistert von dem Projekt. Damit bin ich wieder enger mit der DAGRP verbunden“, erläutert Nolte. Zur Feierstunde wird er ebenso wenig wie Schmidt-Heins nach Rockville reisen. „Derzeit sind die Reisen noch nicht möglich, aber sollte später Interesse bestehen, würden wir die Abholung vom Flughafen, die private Unterbringung und den Transport organisieren“, verspricht Hinrichs. Kontakt mit ihm kann unter Telefon (0 41 01) 69 39 11 oder per E-Mail an bihinrichs@t-online.de aufgenommen werden. „Den Flug muss aber jeder selbst buchen“, sagt er abschließend.

 

Pressemitteilung von Professor Dr. Nolte:

Pressemitteilung zum 7. Juli 2021 im Rathaus Pinneberg

 

Thema: Erinnerung an das Kunstprojekt Skulptur „On Site“ von Gabriele Schmidt-Heins aus Pinneberg

 

  • Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville Pinneberg e. V. (DAGRP) am 25. Februar 1984 im Hotel Cap Polonio.

 

Der damalige Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident:                            PD Dr. Hartmut Nolte

Vizepräsident:                    Sigrid Schwartz

Schatzmeister:                    Helga Nolte

Sekretär:                              Dr. Joachim Toussaint

Erster Beisitzer:                  Klaus May mit der Aufgabe des Kontaktes zur Stadt Pinneberg

Zweiter Beisitzer:               Bernd Tempelmann mit der Aufgabe der Förderung der sportlichen Beziehungen zwischen Pinneberg und Rockville

Dritter Beisitzer:               Rufin Teichmann mit der Aufgabe, die schulischen Beziehungen zwischen beiden Städten zu fördern

 

  • Vorausgegangen war auf Anregung des damaligen Stadtrates Wolfgang Bromma ein Besuch der Familie Nolte in Rockville mit Empfang im Rathaus und Eintragung in das Gästebuch.
    Der damalige unvergessene Bürgermeister John Freeland wurde ein großer Freund der Städtepartnerschaftsbewegung.

 

  • Ziel der neu gegründeten Gesellschaft, die in das Vereinsregister am Amtsgericht Pinneberg eingetragen wurde, war, den bis dahin nur auf politischer Ebene stattfindenden Austausch zwischen den beiden Städten auf eine breitere Basis unter Beteiligung aller interessierten Bürgerinnen und Bürger zu stellen.

 

Zweck der Gesellschaft ist, wie es in ihrer Satzung heißt: „Die Förderung der Beziehungen zwischen Bürgern beider Städte auf kulturellem, sportlichem und sozialem Gebiet. Die Gesellschaft dient hierdurch der Völkerverständigung“.

 

  • Bereits im Mai 1984 erwarteten wir Mayor John Freeland mit seiner Frau Marilyn zu einem Besuch in Pinneberg. Inzwischen hatten sich 50 Mitglieder eingeschrieben und wir ehrten unsere Gäste aus Rockville im Hotel Cap Polonio mit einem dort erstmals stattfindenden Candle-Light-Dinner im Beisein von Bürgervorsteher Arthur Lontzek. Die Begrüßungsrede enthielt das Ziel unserer Gesellschaft, damals in Englisch formuliert: „The aim of our society ist to develop or to support relationships between the citizens of both our cities on a personal basis and in many different ways“.
  • Der Erfolg blieb nicht aus. Treffen beiderseits des Atlantiks fanden mit Schülergruppen, Sportvereinen, der Feuerwehr, bildenden Künstlern und Musikgruppen statt.

 

  • Ein besonderes Highlight des regen Austausches war der Wunsch der Stadt Rockville nach einer Skulptur im öffentlichen Raum eines Pinneberger Künstlers, wofür ein Betrag von 30.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt wurde. Der Wunsch der Stadt Rockville wurde 1989 vom damaligen Vorsitzenden der Cultural Arts Commission. Mr. John Moser, überbracht.

 

  • Daraufhin wurde 1990 eine Kunstkommission der Stadt Pinneberg und der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg e.V. gegründet, der u.a. der damalige Bürgermeister Jan Nevermann, der frühere Stadtrat Siegfried Carolus und der Büroleitende Beamte Gerhard Lanz als Vertreter der Stadt, die Künstler Karl Fettweiß und Hartmut Mohr, der Leiter der Kulturabteilung im Kieler Kultusministerium,
    Ministerialrat Dr. Günter Neumann, sowie von der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Dr. Joachim Toussaint und PD Dr. Hartmut Nolte angehörten.

 

  • Auf die öffentliche Ausschreibung wurden von Künstlern Schleswig-Holsteins 14 Anträge zur Teilnahme eingereicht.

    Am 1. Juni 1990 entschied die Kommission nach eingehender Beratung über drei Semifinalisten:
    Angelika Bartel-Muhlack, Lübeck
    Thomas Karg, Kiel
    Gabriele Schmidt-Heins, Pinneberg

    Am 21. September 1990 reichte die Kommission die Modelle der drei Künstler als geeignet bei der Stadt Rockville mit der Empfehlung ein, Gabriele Schmidt-Heins den Auftrag zu erteilen.

    Am 10. Oktober 1990 berichtete das Pinneberger Tageblatt darüber.

 

  • Die Skulptur „On Site“ von Gabriele Schmidt-Heins besteht aus 5 großen Betonpfeilern, die in einem Kreis mit einem Durchmesser von 7 Metern angeordnet sind. Sie wurde daher auch als moderne „Thingstätte“ bezeichnet, was auch in dem Straßennamen Dingstätte in Pinneberg zum Ausdruck kommt.

    Der Kreis symbolisiert die Unendlichkeit, die 5 oder 4+1 Pfeiler (amerikanisch: Pillars) symbolisieren die 4 Jahreszeiten mit der Farbe Braun für Erde und der Farbe Blau an der Spitze für Geist. Die 5. hat eine schwarze Spitze für Vergänglichkeit oder Tod.

    Im November 1990 entschied sich die Kunstkommission der Stadt Rockville für das Modell von Gabriele Schmidt-Heins.

 

  • 1991 wurde die große Skulptur nach aufwendiger Arbeit aufgestellt und am 26. Oktober 1991 enthüllt. Sie ist ein eindrucksvolles Kunstwerk und symbolisiert die Freundschaft zwischen unseren beiden Städten diesseits und jenseits des Atlantiks.

 

Am heutigen Tag soll an das damalige besondere Ereignis erinnert werden. Es folgten in den ersten Jahren des Bestehens der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg e. V. weitere Kunstausstellungen.

 

Vorangegangen war eine posthume Ausstellung des unvergessenen Pinneberger Malers und Pädagogen Günther Thiersch , die zunächst in der Deutschen Botschaft in Washington mit großer Resonanz und anschließend in Rockville, sowie später in der Baukunstgalerie in Köln gezeigt wurde und großen Erfolg hatte. Viele Bilder seines Nachlasses besitzt heute das Stadtmuseum von Pinneberg.

 

 

 

Prof. Dr. med. Hartmut Nolte

Präsident von 1984 – 1992 und Ehrenmitglied der DAGRP